Carmen Maria Stähler

Carmen Stähler

Carmen Maria Stähler

Mein Bachelorstudium „Archäologische Wissenschaften“ an der Philipps-Universität Marburg begann ich im Oktober 2012 mit den Nebenfächern Altorientalistik und Erziehungswissenschaften. Das Studium beendete ich im März 2016 mit der Abschlussarbeit „Latènezeitliche Funde aus dem Bereich Camp King in Oberursel, Hochtaunuskreis – Zur Frage der Ausdehnung des Heidetränk-Oppidums“.
Ich führte das anschließende Masterstudium der „Prähistorischen Archäologie“ (2016–2020) an eben dieser Universität mit dem Nebenfach Religionswissenschaften fort und schloss mit der Thesis „Die Eisenzeit im Hochsauerland – Eine Analyse der Siedlungslandschaft im Umfeld der Bruchhauser Steine bei Olsberg, Westfalen“ ab. Als Studentische Hilfskraft war ich für die Erstsemestertutorien und Zeichenkurse verantwortlich.
Mein Dissertationsstudium nahm ich im April 2021 an der Ruhr-Universität Bochum am Institut für Archäologische Wissenschaften auf. Mein Projekt „Siedlungsdynamische Prozesse der Eisenzeit in Südwestfalen – Eine Untersuchung zu den Aneignungsprozessen in Siedlungslandschaften des rechtsrheinischen Mittelgebirges“ wird seit Januar 2022 durch ein Promotionsstipendium der Gerda Henkel Stiftung gefördert.

Während meiner Studienzeit nahm ich an verschiedenen Ausgrabungen in Deutschland und Portugal teil. Meine bisherige Forschung bezieht sich hauptsächlich auf die Eisenzeit in Hessen und Nordrhein-Westfalen, mit Fokus auf Grabungsauswertungen sowie landschaftsarchäologische Untersuchungen. Im Zuge meines Promotionsprojekts beschäftige ich mich darüber hinaus mit praxeologischen und raumsoziologischen Ansätzen und deren Verknüpfung mit eisenzeitlichen Siedlungslandschaften. Unabhängig davon bin ich auch an verschiedenen Publikationen zu provinzialrömischen und mittelalterlichen Themen beteiligt.

Siedlungsdynamische Prozesse der Eisenzeit in Südwestfalen - Eine Untersuchung zu den Aneignungsprozessen in Siedlungslandschaften des rechtsrheinischen Mittelgebirges

Die Motivation, dieses Thema zu bearbeiten, speist sich zum einen daraus, dass ich im südlichen Siegerland aufgewachsen bin und schon im Rahmen des DFG-Projekts „Latènezeitliche Eisenwirtschaft im Siegerland: Interdisziplinäre Forschungen zur Wirtschaftsarchäologie“ erste Grabungserfahrungen sammelte. Zum anderen zeigte sich während meiner Masterarbeit, dass Südwestfalen meist auf Montanreviere, Wallburgen sowie naturräumliche unattraktive und periphere Lagen reduziert wird. Die Überwindung dieser einseitigen Forschungsperspektiven ist also lange überfällig.
Ziel meines laufenden Dissertationsvorhabens ist es, die eisenzeitlichen siedlungsdynamischen Prozesse Südwestfalens vor dem Hintergrund einer kulturellen Aneignung von Räumen und Dingen (kARD) zu untersuchen. Die Ausarbeitung eines solchen archäologischen Modells soll Aussagen zu den relationalen Beziehungen von Mensch und Umwelt ermöglichen und am Beispiel der rechtsrheinischen Mittelgebirgsregionen Siegerland und Wittgensteiner Land überprüft werden. Durch die Betrachtung von kARD sind ressourcenbezogene Untersuchungen abseits ökodeterministischer Perspektiven möglich; kARD lenkt den Fokus stattdessen auf gesellschaftliche Prozesse und Besiedlungsdynamiken. Die Aneignungsperspektive schlägt zusätzlich die Brücke zu aktuellen archäologischen Theoriedebatten um Praktiken, Spacing und Ressourcen sowie erstmals zu sozialpädagogischen Sozialraumanalysen, die es ermöglichen, architektur- und raumsoziologische Ansätze nicht nur für urbane, sondern auch für ländliche Strukturen zu nutzen.
Das Dissertationsvorhaben folgt der Arbeitshypothese, dass sich die habitus-spezifischen Praktiken eines Kollektivs in der Art und Weise der Aneignung von (Um-)Welt im Umgang mit Dingen, natürlichen Begebenheiten und Wissensbeständen manifestieren, bei der immer Sozialräume als „relationale (An-)Ordnungen von Lebewesen und sozialen Gütern an Orten“ (Löw 2018) entstehen. Dinge geben aufgrund ihrer jeweiligen aneignungsfördernden oder -behindernden Wirkungsmächte Aufschluss über das habituelle Raumwissen der Menschen.

Auf der Grundlage von kARD wird es mit landschaftsarchäologischen GIS-gestützten Untersuchungen möglich, Sozialräume teilweise als Praxisräume in Landschaften sichtbar zu machen und damit Erkenntnisse über Siedlungsdynamiken und Sozialstrukturen zu erzielen.
Das Erkenntnisinteresse richtet sich auf die kARD der eisenzeitlichen Menschen in Südwestfalen, dessen theoretisches Gerüst und die praktische Anwendung:

  1. Welche grundlegenden Theorien und Termini können für sozialräumliche Fragestellungen und kulturelle Aneignungsprozesse herangezogen werden?
  2. Wie stellt sich kulturelle Aneignung von Räumen und Dingen (kARD) dar, und welche Aspekte sind für archäologische Untersuchungen von Sozialräumen nutzbar?
  3. Wie sieht die methodische Herangehensweise einer landschaftsarchäologischen Sozialraumanalyse in einer Mittelgebirgsregion aus?
  4. Gibt es Unterschiede und Gemeinsamkeiten der kARD in Südwestfalen?
  5. Welche Schlüsse lassen sich daraus für die eisenzeitliche Siedlungsdynamik im Untersuchungsgebiet ziehen?
  6. Welchen Mehrwert birgt das kARD-Modell für das Verständnis der Eisenzeit in der deutschen Mittelgebirgsschwelle?

kARD soll durch den Fokus auf Aneignungsstrategien und Praxisräume vielfältigere Interpretationen eisenzeitlicher Siedlungsprozesse in der deutschen Mittelgebirgsschwelle ermöglichen. Das Projekt wird seit Januar 2022 durch die Gerda Henkel Stiftung gefördert. Bislang gibt es zu diesem Thema noch keine Publikationen.

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