Die renaturierte Emscher ist ein Fluss mit vielen Eigenschaften. Als mobiles, sich ständig regenerierendes Gewässer mit seiner eigenen, medium-spezifischen Zeitlichkeit erzählt sie die Geschichte—oder besser die Geschichten—des Ruhrgebiets auf eine besondere Weise. Mittig von Ost nach West durch die Region fließend, ist die Emscher Spiegel und Interakteur vor allem des durch den Kohleabbau geprägten Lebens. Obwohl alles andere als ein großer Strom, ist die ehemalige “Köttelbecke” ein signifikantes Symbol des Wandels. Einst “schönster Fluß Europas”, Stoff der Mythen und Märchen, bald Bedrohung der rasant wachsenden urban-industriellen Räume, dann gebändigter Entsorger der Abfälle von Leben und Arbeit, und seit den 90er Jahren Stück einer neuen Wirklichkeit, ist die Emscher eine Zeitzeugin der Natur-Kultur des Ruhrgebiets. Sie ist Gedächtnis der geologischen, vorindustriellen und industriellen Vergangenheit, Vorreiter der ökologischen Wiedergutmachung, und Hoffnungsträger auf eine bessere, dem Klimawandel angepasste Zukunft zugleich. Wie erlangte so ein kleiner Fluß eine so große Bedeutung, sowohl für das Ruhrgebiet als auch für die Renaturierung von Flußlandschaften in anderen Regionen und Ländern? Diese Fragen stehen im Fokus unserer Abschlußveranstaltung, die die sozial-ökologischen Potentiale der Emscher kritisch ausleuchtet, spezifisch mit Blick auf Partizipation und Inklusion an Transformationsprozessen, in Bezug auf die Internationale Gartenschau 2027, und vergleichend mit den Schicksalen industrialisierter Flüsse in anderen Regionen und Ländern.
Diese Veranstaltung ist Teil der Reihe “Regionale Identifikationen im Ruhrgebiet. Zwischen offiziellen Erinnerungskulturen und alltäglicher Praxis“, die im Mai bis Juli 2025 stattfindet.
Organisation: Stefan Berger (Institut für Soziale Bewegungen, Ruhr Universität Bochum), Frank Hillebrandt (FernUniversität Hagen), Ute Eickelkamp (Deutsches Bergbau-Museum Bochum)