Podiumsdiskussion: Industriekultur und kulturelle Praxis im Ruhrgebiet

Industriekultur und kulturelle Praxis im Ruhrgebiet

Was leistet die institutionalisierte Erinnerung an die Montanindustrie?

Moderation: Susan Zare 

Diskutant:innen

  • Stefan Laurin (Ruhrbarone)
  • Asli Sevindim (Mitorganisatorin ‚RUHR.2010 – Kulturhauptstadt Europas‘)
  • Constanze von Wrangel (ReForum-Mitglied & Historikerin am Institut für soziale Bewegungen der RUB)
  • Frank Hillebrandt (ReForm-PI & Soziologe an der FernUni Hagen)

Wann? 

20.10.2023, 17:30

Wo?

Quatiershalle der KoFabrik in Bochum

 

Im Zentrum der Forschungen des in Bochum angesiedelten Leibniz-WissenschaftsCampus Resources in Transformation (ReForm) steht die Frage, wie Ressourcen an sozialen Wandlungsprozessen aktiv beteiligt sind. Diese Frage untersuchen Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Disziplinen von der Archäologie über die Materialwissenschaft bis zur Soziologie kooperativ und gemeinsam. Das Ruhrgebiet kann dabei als eine Region gelten, die durch die Ressource Steinkohle nachhaltig geprägt wird. Und dies gilt bemerkenswerterweise auch in einer Zeit der Deindustrialisierung, in der sich das Ruhrgebiet bereits seit vielen Jahren befindet. Dieser Strukturwandel begann nicht erst nach dem offiziellen Ende der Steinkohle­förderung im Dezember 2018 mit Schließung von Prosper Haniel in Bottrop als letzter Ruhrgebietszeche für Steinkohle, sondern lässt sich bereits seit den 1960er-Jahren beobachten.

Die Bundesrepublik Deutschland und hier vor allem die Region „Ruhrgebiet“ gelten bereits seit geraumer Zeit als „Weltmeister der Industriekultur“, wie es der Bochumer Zeithistoriker Stefan Berger kürzlich ausgedrückte. Im Ruhrgebiet gibt es spätestens seit den 1970er-Jahren eine vielfältige Tradition nostalgischer Rückblicke auf eine industrielle Vergangenheit. Aus der Georessource Steinkohle wurde dabei immer deutlicher eine kulturelle Ressource geformt, die erheblichen Einfluss auf das soziokulturelle Leben im Ruhrgebiet hat. In diesem Zusammenhang geht es nicht nur um bekannte Ereignisse wie die Eröffnung der Festivals zur europäischen Kulturhauptstadt Ruhr und der damit verbundenen Eröffnung des Ruhr Museums in den Gebäuden der ehemaligen Zeche Zollverein im Februar 2010. Auch die kleineren Ereignisse des Erinnerns an die Industriegeschichte des Ruhrgebietes und etwa auch die alltägliche Transformation von Industriegeländen in Freizeitparks beispielsweise auf den vielen Halden des Ruhrgebietes oder – etwas spektakulärer – in Landschaftsparks wie etwa in Duisburg zeugen von einer besonderen kulturellen Identität, die sich im Ruhrgebiet, das seit 2010 häufig als Metropole Ruhr bezeichnet wird, nachhaltig herausbildet.

Die Podiumsdiskussion will Protagonist:innen der ruhrgebietsspezifischen Erinnerungskultur mit ausgewählten Wissenschaftler:innen von ReForm zusammenbringen, um die Ausformungen und Folgen der vielschichtigen Erinnerungspraxis um die Industriekultur im Ruhrgebiet zu diskutieren. Dabei geht es nicht nur um die Frage, wie sich verschiedene Formen des Erinnerns identifizieren lassen, sondern auch darum, ob und wie sich eine Kultur des Ruhrgebiets umreißen lässt. Dies impliziert die Frage, ob und wie sich die öffentlich geförderte Erinnerung an die Industriekultur auf die Kulturproduktion des Ruhrgebietes insgesamt auswirkt. Die Podiumsdiskussion versteht sich als Beitrag des Wissenschaftstransfers in die Zivilgesellschaft des Ruhrgebietes, auf der es auch und vor allem darum gehen soll, die Formen des Erinnerns an die Industriekultur des Ruhrgebietes kritisch zu hinterfragen und damit unter Umständen neue Wege der Kulturproduktion anzudenken.

Professionell moderiert von der Journalistin Susan Zare, werden Stefan Laurin vom deutschsprachigen Blog ‚Ruhrbarone‘ und Asli Sevindim, eine der Mitorganisator:innen von ‚RUHR.2010 – Kulturhauptstadt Europas‘ mit den ReForm-Wissenschaftler:innen Constanze von Wrangel, Historikerin am Institut für soziale Bewegungen der Ruhr-Universität Bochum, und Frank Hillebrandt, Soziologe an der FernUni Hagen, ins Gespräch kommen. Die öffentliche Podiumsdiskussion wird am 20.10.2023 um 17:30 in der Quatiershalle der KoFabrik in Bochum stattfinden. Im Anschluss wird die Veranstaltung in einem geselligen Zusammensein ausklingen. Alle Interessierte sind herzlich eingeladen.

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